20. German Meeting: Der Wettkampf

(lr-online.de/Mirjam Hecht) Ein wenig kurios war es, das Jubiläums-Meeting im Cottbuser Sportzentrum. Spektakuläre Staffel-Auftritte der Amerikaner auf der einen, namhafte Absagen auf der anderen Seite. Einer Reihe von Meeting-Rekorden standen durchwachsene Leistungen der deutschen Athleten entgegen.

Und ob die 6000 Zuschauer als Erfolg gewertet können, ist gar nicht so einfach zu sagen. Selbst der Meeting-Chef Ulrich Hobeck fühlte sich nach der 20. Auflage „hin- und hergerissen.“

Es waren einige interessante Athleten, die das Publikum wider Erwarten nicht zu Gesicht bekam: Diskus-Olympiasieger Gerd Kanter, die kubanische Top-Speerwerferin Osleidys Menéndez, Naide Gomes, die portugiesische Hallen-Welt- und Europameisterin im Weitsprung sowie die deutschen WM-Starter Christina Ober gföll (Speer), Melanie Bauschke (Weitsprung) und Meike Kröger (Hochsprung). Sie alle hatten zur Enttäuschung von Ulrich Hobeck kurzfristig abgesagt, zumeist aus gesundheitlichen Gründen. So kurz vor der WM mochte dann doch niemand mehr etwas riskieren.

Tyson Gay sagte kurz vor dem Start ab
Das traf an diesem Nachmittag leider auch auf den absoluten Superstar des Meetings zu: Tyson Gay. Der Dreifach-Weltmeister aus den USA musste nach Leistenproblemen beim Aufwärmen seinen Staffel-Einsatz absagen. Doch das Publikum gab sich nicht lange seiner Enttäuschung hin. Denn Gay war im Stadion immerhin präsent – sehr präsent sogar. Im kurzen Interview mit Meeting-Moderator Wolf-Dieter Poschmann erklärte sich der US-Star zunächst. Er habe vor dem WM-Duell mit seinem großen Rivalen Usain Bolt kein Risiko eingehen wollen.

Und nach der Veranstaltung traute so mancher seinen Augen nicht. Denn die komplette US-Riege um Tyson Gay hielt es nicht lange im VIP-Zelt. Sie mischte sich stattdessen unters Volk. Tyson Gay lehnte lässig am Bierstand, plauderte, gab Autogramme und ließ sich bestens gelaunt fotografieren.

Amerikannerinnen mit Weltjahresbestleistung
Für ihre tolle Laune hatten die Amerikaner gute Gründe. Ihr WM-Test in Cottbus hätte nicht besser laufen können. Die Frauen-Staffel mit Lauryn Williams, Allyson Felix, Muna Lee und Carmelita Jeter verpasste über 4×100 Meter nur hauchdünn den 24 Jahre alten Weltrekord einer DDR-Staffel, sorgte aber für eine Weltjahresbestzeit. Ihre männlichen Kollegen Terrence Trammell, Michael Rodgers, Shawn Crawford und Darvis Patton distanzierten zudem die Konkurrenz sehr, sehr deutlich. US-Meister Rodgers entschied auch die 100 Meter souverän für sich, wenngleich er den Meeting-Rekord (10,00) überraschend verfehlte (10,14). Doch just im Moment des Starts frischte im Sportzentrum tatsächlich der Wind auf (1,5 Meter pro Sekunde). Das gut gelaunte Publikum störte sich jedoch nicht daran.

Schwache Leistungen der deutschen Starter
Meeting-Rekorde konnte es dennoch öfter mal beklatschen. Beim Hammerwerfen fiel die bisherige Bestmarke (70,32 m) beispielsweise gleich reihenweise. Der deutlichste Rekord von Anita Wlodarczyk dürfte eine ganze Weile Bestand haben. Mit ihren 77,20 m, Weltjahresbestleistung und neuer polnischer Landesrekord, fährt sie als Favoritin zur WM. Weltmeisterin Betty Heidler guckte da als Zweite (73,76) etwas in die Röhre. Noch nicht WM-reif präsentierte sich Speerwerferin Steffi Nerius, die mit schwachen 62,21 m Zweite wurde. Deutsche Siege gab es immerhin durch Stabhochspringer Björn Otto, dessen 5,60 m allerdings noch steigerungsfähig sind, und Kugelstoßer Ralf Bartels (20,42 m). Meeting-Rekorde waren eher eine Sache für die internationalen Starter. Gleich mehrfach wurden die bisherigen Bestmarken über 200 m und 400 m Hürden der Herren geknackt.

Twitter Facebook

Bisher keine Kommentare...!