Regen, Bestleistung und Enttäuschung
Drei Tage dauerte die Deutsche Meisterschaft der Jugend U18/U20 vom 21. bis 23.Juli 2023 in Rostock und von Tag zu Tag verschlechterte sich das Wetter. Die Urlaubssaison hatte gerade begonnen, was man an den saftigen Preisen der Übernachtungsmöglichkeiten gut sehen konnte, falls man überhaupt noch einen Hotelplatz in Rostocks näherer Umgebung ergattern konnte.
Zogen am Freitag noch vereinzelte Regenschauer über das bestens vorbereitete Ostseestadion hinweg, so regnete es am Samstag mehrmals, bis am Sonntag ein Dauer-Regen mit deutlich gesunkenen Temperaturen die Wettkämpferinnen und Wettkämpfer begleitete. Kluge Sprüche wie: “Stellt euch auf den Regen ein” brachten auch nicht wirklich Verbesserungen, denn alle Disziplinen ohne Spikes hatten mit dem glattem Untergrund sichtbare Probleme.
Nicht so Celine Müller U20, die gleich in ihrem Vorlauf am Samstag, 22.07.2023 eine neue Bestleistung über die 100 m sprintete und damit auf den Einzug ins Halbfinale hoffen durfte. Ihre Zeit: 12,13 s. Doch in der Ergebnistabelle der Liveergebnisse stand direkt nach dem Lauf kein kleines “q”, was eine Qualifikation über die Sprintzeit bedeutet hätte.
Die Enttäuschung wollte sich gerade breit machen… Doch was war denn das? Steht da auf einmal ein kleines “q+” in der Ergebnistabelle. Weder Celine noch ihr Trainer Christoph Noack konnten sich diese plötzliche Änderung erklären. Und ein Plus hatte bisher keiner von beiden gesehen. Ein genauerer Blick ergab kurz darauf des Rätsels Lösung und einen fröhlichen Aufschrei.
Eine Sprinterin mit einem großen “Q” – bedeutet, dass diese direkt als eine der ersten beiden Platzierten des Vorlaufes für das Halbfinale qualifiziert war, hat auf die Teilnahme am Halbfinale verzichtet und Celine war mit ihrer Sprintzeit in die Qualifikation nachgerückt. Die Freude war entsprechend groß, das Halbfinale geschafft.
Denn verdient hätte sich die ehrgeizige und fleißige 18-jährige Athletin diesen kleinen Erfolg auf jeden Fall. Sie hatte über die gesamte Saison diesen Höhepunkt der Deutschen Meisterschaft mit hartem Training vorbereitet und zielstrebig darauf hintrainiert.
Im Halbfinallauf sprintete sie dann ebenfalls eine sehr gute Zeit von 12,15 s, konnte damit aber leider nicht den Einzug ins Finale realisieren. Doch Celine und ihr Trainer waren mit der Leistung zufrieden.
Mit ganz anderen Problemen hatte am Freitag zuvor Fiete Wauer U18 zu kämpfen. Er hatte die Norm zu den Deutschen Meisterschaften völlig unerwartet mit einer persönlichen Bestleistung von 57,36 m mit dem Speer erzielt und war nun zum erstem Mal bei einem großen Wettkampf, immerhin einer Deutschen Meisterschaft, dabei.
Entsprechend hoch war die Aufregung vor und auch während des Wettkampfes. Zur mentalen und auch lautstarken Unterstützung war die halbe Familie angereist und Fiete wollte natürlich gut werfen und wenn möglich den Endkampf erreichen.
Dieses hochgesteckte Ziel war für den Newcomer bei seiner ersten großen Meisterschaft doch noch etwas zu groß, bzw. die Aufregung überlagerte seine Würfe, so das sich in die Technik entscheidende Fehler einschlichen. Gemessen wurde eine für ihn gute Weite von 53,91 m, die leider nur für Platz 14 reichte. Aber immerhin, Fiete hat bei den “Deutschen” teilgenommen und bestanden. Diese Erfahrung muss jeder Athlet mindestens einmal selbst machen, wenn einem das Herz bis zum Hals hochschlägt sobald der eigene Name zum Wettkampf aufgerufen wird und auf der Anzeigetafel steht.
Ähnlich erging es seinem Wurfteam-Kameraden Hannes Eckert U18. Hannes war erst am Sonntag, 23.07.2023 mit seinem Diskus-Wettkampf dran und musste die Zeit bis dahin mental überbrücken. Seine Aufregung stieg von Tag zu Tag, denn auch für ihn waren es die ersten Deutschen Meisterschaften und die Ausgangssituation noch verlockender. Er war mit einer Leistung von 48,86 m gemeldet und hatte im Vorbereitungstraining zwei Tage vor der Meisterschaft, zum ersten Mal die 50 m geknackt. Entsprechend hoch waren die Erwartungen an sich selbst, denn mit 50 m könnte man in der Entscheidung des Wettkampfes mitmischen. Sein Trainer hatte Mühe ihn wieder auf den Boden zu holen. Eine so hohe Erwartung erzeugt auch immer einen entsprechend hohen mentalen Druck und die Wettvorhersage war alles andere als gut: 10 Stunden Regen und bescheidene 16 Grad. Leider sollte der Trainer Recht behalten.
Fing der Wettkampf mit dem ersten nicht sehr weiten, jedoch gültigen Wurf von 41,95 m recht gut an, konnte Hannes technisch nichts mehr von dem umsetzen, was er im Auftakttraining einen Tag zuvor noch sicher gezeigt hatte. Die Würfe verrutschten mehr oder weniger, nicht nur aufgrund der Nässe. Ein großer Wettkampf ist eben doch etwas anders.
Da fast alle Werfer, bis auf einige wenige sehr ruhig drehende, Probleme mit dem nassen Ring hatten, lag Hannes nach dem zweiten Durchgang noch auf Rang 6, was eine Teilnahme am Endkampf der besten Acht bedeutet hätte. Doch er selbst konnte sich mit sehr unruhigen Würfen leider nicht mehr steigern und musste zusehen, wie zwei Konkurrenten mit etwas weiteren Würfen an ihm vorbeizogen. Mit Rang 9 war der Wettbewerb für ihn beendet. Das war’s – Hannes war stinksauer, so dicht am ersehnten Finaleinzug gescheitert zu sein.
Trotzdem ist der 9. Platz bei seiner ersten Deutschen Meisterschaft eine gute Leistung, er war dabei, das olympische Motto gilt immer noch und er hat es unter die besten 10 deutschen Diskuswerfer geschafft.
Mit deutlich kleineren Erwartungen ging die letzte Athletin des kleinen LCC-Teams an den 100 m Hürden Start. Vivien Fichert U20 sprintete die Strecke in einer Zeit von 15,64 s. Auch für sie gab es mentale Unterstützung durch ihre mit angereisten Eltern.
Was nach drei ereignisreichen und aufregenden Tagen noch ansteht: Ferien und dann auf ein Neues…
Herzlichen Glückwunsch allen DM-Teilnehmer/innen
p.s. Auch diesmal habe ich zum Teil wieder Serienaufnahmen gemacht, um unseren Athleten die Möglichkeit zu geben, ihre Fehler oder Stärken im Wettkampf zu erkennen – Nutzt es!
Ergebnissübersicht
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