WM-Bronze-Gewinner Steffen Uhlig im Interview

(lr-online.de, Jan Augustin) Steffen Uhlig hat ein besonderes Comeback gefeiert. Nach 23 Jahren Leistungssport-Abstinenz stieg der Diskuswerfer aus Illmersorf (Spree-Neiße) wieder ins Training ein. Mit Erfolg: zwei deutsche Meistertitel und WM-Bronze stehen nun zu Buche. „So lange es geht, soll es weitergehen“, sagt der 49-jährige Berufsschullehrer im RUNDSCHAU-Interview.

Steffen Uhlig (re.) zusammen mit dem Weltmeister im Diskuswurf der AK45 Cameron Bolles.

Steffen Uhlig, was hat Sie nach 23 Jahren ohne Leistungssport angetrieben, wieder in den Wettkampf einzusteigen?
Ich bin von klein auf Sportler gewesen. Und das liegt mir im Blut. Ich muss mich einfach bewegen. Ich hatte ja mehrere Motivationen wieder anzufangen. Zum Beispiel mein ehemaliger Trainer Günter Berg, zu dem ich ein sehr gutes Verhältnis hatte. Er war auch nach 23 Jahren mein letzter Wurftrainer. Er ist leider im vergangenen Jahr gestorben. Außerdem staune ich, was man im Alter noch aus seinem Körper an Leistung herausholen kann.

Wie sind Sie damals zur Leichtathletik gekommen?
Das lief ja in der DDR ziemlich systematisch ab. Es gab über die Schulsportgemeinschaften Sichtungen zur KJS (Kinderjugendsportschule), da bin ich dann 1975 aufgenommen worden und habe dort zehn Jahre trainiert in den verschiedenen Disziplinen. Zum Schluss war der Diskuswurf meine Spezialdisziplin.

Hatten Sie damals Erfolge?
Keine großen, ich musste zu früh aufhören. Das war Platz zehn in der DDR, wobei die Spitze in der DDR sehr groß war, und sie war ja gleichzeitig Weltspitze. Auf den Bestenlisten der DDR stehe ich auf Platz zehn oder neun.

Warum hat es dann nicht für mehr gereicht?
Ich bin aufgehört worden.

Das heißt?
Es gab Probleme mit dem Trainer, zwischen dem Trainer und mir – so hat er das auch gesehen. Und es gab Probleme mit dem Studium und der Abstimmung mit dem Sport. Ich hatte ja hier an der Hochschule ein Studium Bau angefangen. Und das hat dann nicht funktioniert. Ich hätte noch ein Jahr verlängern müssen. Das war nicht mehr drin. Dann haben die gesagt ‚das war es.’

Wie alt waren Sie damals?
23 Jahre.

Und dann?
Dann habe ich 23 Jahre nichts gemacht, also bis 2008. Sportlich habe ich mich aber fit gehalten.

Hat Ihnen der Leistungssport gefehlt?
Jein. Nicht bewusst, weil ich viele andere Dinge zu tun hatte – beruflich zum Beispiel. Ich musste ja noch ein Studium zum Berufsschullehrer absolvieren. Als ich dann 2008 durch einen Zufall wieder begonnen habe, habe ich gemerkt, dass doch etwas gefehlt hat. Es ist auch damals etwas offen geblieben – die großen Erfolge waren damals nicht da. Ich fühle mich jetzt durch den Leistungssport besser.

Was war das für ein Zufall?
In den 80er Jahren war Werner Löwe mein Trainingskamerad gewesen. Und im Sommer 2008 sagte meine Frau zu mir: ‚Du, der Werner trainiert im Stadion’. Ich bin dann ins Stadion gegangen und habe dort zugeschaut.

Dann hat es gekribbelt?
Ja, ich konnte dort nicht zuschauen. Dann habe ich anfangs sporadisch das Training mitgemacht. Und das hat unheimlichen Spaß gemacht.

Ein Jahr später sind Sie schon Deutscher Meister geworden?
Richtig. 2008 bin ich noch Vierter geworden. An die 40 Meter habe ich da geworfen. Aber Platz vier aus einem relativ unsystematischen Training heraus, das war nicht schlecht. Danach ist auch mein Trainer wieder mit eingestiegen.

Wie kam das zu Stande?
In dieser Zeit war er noch beim LCC. Er war dort noch mit 74 Jahren den Übungsleiter. Er fand das gut, dass ich wieder angefangen habe. Wir haben uns auch sehr gut verstanden.

Was heißt Leistungssport in Ihrem Alter? Wie oft trainieren Sie?
Jeden zweiten Tag. Und das mache ich systematisch nach dem Plan von Günter Berg. Er hat, bevor er von dieser Welt gegangen ist, noch meine Planung für diese Saison erstellt.

Welcher Erfolg ist schöner – der Sieg der deutschen Meisterschaft 2011 oder Bronze bei der WM?
Platz drei bei der WM. Für mich ist das der größte Erfolg.

- zum Nachlesen, dass Interview auf lr-online.de

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